Publicado 01-10-1999
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Resumen
Die Verehrer der lateinischen Sprache schätzen die neulateinische Literatur vor allem deshalb, weil sie die Schönheit der Klassischen Latinität mit der Modernität der Weltsicht verbindet: War doch der Humanismus, d.h. die bis in die Gegenwart wirksame anthropozentrische Wende der Renaissance, mit einer Wiederentdeckung der alten römischen Autoren einhergegangen, die damit zu Klassikern wurden. Die lateinische Sprache zeigte ihre Macht jedoch nicht allein in den Meisterwerken frühneuzeitlicher Dichtung, Historiographie und Philosophie, sondern gerade auch in ihrer praktischen Brauchbarkeit in Europa (und auch in der Neuen Welt), die sich im Unterricht, in der Elementarausbildung und in der Wissenschaft erweist, wo es nicht auf Eleganz sondern auf Prägnanz ankam. Daher war es selbstverständlich, daß die entscheidenden Debatten der Philosophie und der Theologie auf Latein ausgetragen wurden. Es mag paradox klingen, aber vor allem die konfessionellen Universitäten retteten damit über die Verachtung durch die Humanisten hinweg die Sprache der Scholastik, die in Denkern wie Thomas von Aquin gewiß einen eigenen, herben Charme entwickelt hatte. Die neulateinischen Autoren der katholischen Aufklärung hatten somit eine klassisch gebildete und mittelalterlich geschärfte Sprache zur Verfügung – und sie wußten sie zu gebrauchen, wie man an den Beiträgen dieses Bandes erleben kann.